Businessplan-Erstellung von A-Z kompakt
Wer sich beruflich selbständig machen will, braucht zunächst eine Erfolg versprechende Geschäftsidee. Aber die Idee allein reicht nicht aus. Jede Gründung benötigt außerdem einen ausgefeilten Plan, wie diese Idee erfolgreich in die Tat umgesetzt werden kann. Dieser Plan muss alle Faktoren berücksichtigen, die für Erfolg oder Misserfolg entscheidend sein können. Er ist die Regieanweisung, die die einzelnen Schritte des Gründungsvorhabens genau festlegt. Je nach Vorhaben und Branche werden an einen Businessplan unterschiedliche Ansprüche gestellt: Wer ein kapitalintensives Science-Unternehmen gründet, muss selbstverständlich bestimmte Inhalte wesentlich umfangreicher darstellen als derjenige, der einen Kurierservice betreiben will.
Der Businessplan ist die Kommandozentrale Bild: Andrea Damm / pixelio.deSelber erstellen oder gemeinsam erstellenNatürlich kann jeder Gründer seinen Businessplan auch selbst erstellen, wenn sämtliche Punkte erfüllt und kalkuliert sind, die nachfolgend aufgeführt werden. Oder es wird eine Zusammenarbeit angestrebt, in der nach Absprache die Aufgaben verteilt durchgeführt werden. Welche Aufgaben von Ihnen übernommen werden können, hängt davon ab, welche Vorerfahrungen Sie mitbringen, wie gut Sie Texte formulieren können und ob Sie in der Kalkulation fit sind. Im Businessplan-Baukasten gehen wir darauf näher ein.
Warum überhaupt ein Businessplan?Wer sich unternehmerisch betätigen will, sollte auf keinen Fall ins Blaue hinein wirtschaften. Eine Gründung ohne Planung wird fast mit Sicherheit scheitern. Je durchdachter und detaillierter Ihre Gründungsplanung ist, desto größer ist die Chance, dass Ihr Vorhaben zum gewünschten Erfolg führt. Ein ausführlicher Businessplan „zwingt“ Sie dazu, alle wichtigen Punkte Ihrer Gründung, alle Chancen und Risiken, zu überdenken. Jedes Problem, das Sie schon bei der Planung erkannt und womöglich gelöst haben, bedeutet eine Erleichterung und zusätzlichen Spielraum nach dem Unternehmensstart.
Tragen Sie sorgfältig und ausdauernd alle Informationen zusammen, die der Businessplan von Ihnen verlangt. Dies bedeutet ein gutes Stück Fleißarbeit, das Ihnen niemand abnehmen wird, die sich aber lohnt. Erst dann können Sie in aller Regel mit großer Wahrscheinlichkeit feststellen, dass Ihre Geschäftsidee „funktioniert“. Ein aussagefähiger Businessplan ist außerdem die Voraussetzung dafür, Ihre Geldgeber davon zu überzeugen, dass Ihr geplantes Unternehmen genug Umsatz erwirtschaften wird, um das geliehene Geld wieder zurückzuzahlen.
Dazu kommt:Wenn Sie schon den Start sorgfältig geplant haben, werden Sie auch in der Lage sein, weiterhin zu planen, auf Veränderungen zu reagieren und Ihr Unternehmenskonzept neuen Bedingungen immer wieder anzupassen.
Form des BusinessplansEin guter Businessplan ist
∙ aussagekräftig: Er enthält alle Informationen, die ein Kreditgeber erwartet, wenn er das Vorhaben finanzieren soll.
∙ klar gegliedert: Er ist in verschiedene Kapitel unterteilt.
∙ gut verständlich: Er sollte in einer auch für Laien verständlichen Sprache geschrieben sein.
∙ kurz und knapp: Er sollte einschließlich Anhang nicht mehr als 30 Seiten umfassen.
∙ leicht lesbar: Schriftgröße 12 Punkt, Zeilenabstand 1,5, Ränder mindestens 2,5, Absätze, Zwischenüberschriften.
∙ optisch ansprechend: Das äußere Erscheinungsbild ist ordentlich, professionell, nicht übertrieben bunt oder grafisch verspielt.
ZusammenfassungFormulieren Sie hier kurz und übersichtlich die Argumente, die Ihre Kapitalgeber von Ihrer Geschäftsidee überzeugen sollen (insgesamt nicht mehr als zwei Seiten). Geschäftsidee Beantworten Sie klar und einfach die Frage: Was möchten Sie tun? Beschreiben Sie sowohl Ihre kurzfristigen als auch langfristigen Unternehmensziele.
Bedenken Sie: Ihre Geschäftsidee sollte das „gewisse Etwas“ haben, das Sie von der Konkurrenz unterscheidet. Denken Sie dabei auch an Entwicklungsmöglichkeiten.
Eine ganze Reihe von Quellen liefern Informationen zu allgemeinen wirtschaftlichen Trends, „boomenden“ Branchen, erfolgreichen Geschäftsideen bis hin zu Beispielen gelungener Einzelunternehmen:
Informationsquellen∙ Allgemeine Trends/Beispiele: Publikumszeitschriften, Wirtschaftsmagazine (Print und TV) bzw. deren Online-Informationen im Internet
∙ Branchen: aktuelle Marktstudien vieler Marktforschungsinstitute (häufig kostenlos zum Download im Internet)
∙ Geschäftsideen: Fachzeitschriften/-magazine, Gründermessen, Gründerwettbewerbe, Gründerinitiativen
UnternehmensnachfolgeWenn Sie ein bestehendes Unternehmen kaufen oder pachten, übernehmen Sie nicht nur die Geschäftsidee, sondern meist auch Kundenstamm, Personal usw.
FranchisingDie Möglichkeit, sich mit einer fremden (meist schon markterprobten) Idee selbständig zu machen. Patentrecherchen beim Deutschen Patent- und Markenamt liegen zum Teil Patente „brach“, die zwar entwickelt und angemeldet, aber nicht weiterverwertet wurden.
InternetDas Internet enthält Geschäftsideen aus der ganzen Welt. Hier lassen sich Trends und Vorbilder aus anderen Ländern ablesen, die man womöglich auf den heimischen Markt übertragen kann.
Produkt / DienstleistungBeschreiben Sie Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung mit einfachen Worten, sodass sie auch ein Nicht-Fachmann versteht und attraktiv findet.
∙ Vermeiden Sie Fachausdrücke, Formeln oder technische Details (wenn überhaupt, dann im Anhang). Gerade technische Produkte und techniklastige Dienstleistungen sollten Sie so verständlich beschreiben, dass ein potenzieller Geldgeber versteht, was Sie vorhaben. Tut er das nicht, wird er Ihr Projekt auch nicht finanzieren.
∙ Ob Ihre technischen Ausführungen zutreffend sind, sollten Sie im Zweifelsfall durch ein technisches Gutachten belegen.
∙ Legen Sie Fotos, Zeichnungen oder Diagramme bei.
∙ Benennen Sie, falls vorhanden, Patente, Rechte, Lizenzen, Verträge und fügen Sie Ihrem Businessplan Kopien im Anhang bei.
∙ Vor allem bei aufwendigen Produkten ist es notwendig, die einzelnen Produktionsschritte deutlich zu machen. Was wird z. B. im Unternehmen selbst, was außerhalb bearbeitet?
MarktübersichtKunden: Beschreiben Sie Ihr Produkt bzw. Ihre Dienstleistung aus der Sicht künftiger Kunden.
∙ Welchen Nutzen bieten Sie ihnen an: Geld-, Zeit-, Arbeitsersparnis, Spaß usw.? Machen Sie hier eigene Umfragen. Hören Sie bei Freunden und Bekannten nach. Bewerten Sie mit Ihren Erkenntnissen auch die Angebote Ihrer Mitbewerber: Wie gut sind sie im Vergleich zu Ihnen?
∙ Recherchieren Sie, wie sich Ihre Branche entwickelt. Ihr Unternehmen wird nur dann Erfolg haben, wenn es auch Ihrer gesamten Branche gut geht. Machen Sie eigene Umfragen. Telefonieren Sie mit Unternehmen Ihrer Branche: Fragen Sie bei Banken und Sparkassen und bei Ihrer Hausbank nach aktuellen Branchenuntersuchungen. Sind die Wachstumsraten so groß, dass auch für einen neuen Wettbewerber genügend Umsatz zu erwarten ist?
Konkurrenz: Wenn der Markt, in den Sie hineinwollen, profitabel ist, gibt es immer jemanden, der dort bereits aktiv ist oder sein wird.
∙ Ermitteln Sie z.B. im Internet und in den „Gelben Seiten“, wer zu Ihren Konkurrenten zählt.
∙ Führen Sie Ihre wichtigsten Konkurrenten und Ihre Angebote auf. Welchen Umsatz, Marktanteil haben diese?
∙ Ist das Marktpotenzial groß genug für alle?
∙ Konkurrenten können auch Unternehmen sein, die nicht exakt das Gleiche, aber Ähnliches anbieten.
∙ Vergessen Sie auch nicht die Internet-Präsentation Ihrer Stadt oder Region.
∙ Fragen Sie bei Ihrer Kammer die Experten, die den lokalen oder regionalen Markt seit Langem kennen.
StandortBegründen Sie die Wahl Ihres Standorts. Der Standort spielt eine entscheidende Rolle für den Unternehmenserfolg. Wegen der Vielzahl von gewerbe- und baurechtlichen Verordnungen und Gesetzen, die zum Teil nicht bundeseinheitlich geregelt sind, sollte jeder Gründungswillige bei der für ihn zuständigen Gemeinde (Bauplanungsamt) nachfragen, wie das Gebiet, in dem er die Gründung seines Betriebes plant, im Bebauungsplan ausgewiesen ist. Befindet er sich im Gewerbe- oder Industriegebiet, so ist seine Gründung aufgrund baurechtlicher Bestimmungen in der Regel nicht gefährdet. Liegt sein geplanter Standort hingegen im Wohn- oder Mischgebiet, sollte er prüfen, ob der Ansiedlung seines Betriebes nichts entgegensteht.
MarketingBeschreiben Sie, wie Sie Ihr Angebot entwickeln und präsentieren können, sodass es sich von der Konkurrenz abhebt. Klären Sie dafür:
∙ Welches ist Ihr besonderer Kunden-Nutzen (z. B. ein besonderer Service oder Ersatzteildienst)?
∙ Wie ist Ihr Preis (z. B. besonders günstiger Preis durch niedrige Kosten in Ihrem Unternehmen)?
∙ Über welchen Vertriebsweg erreichen Sie Ihre Kunden (z. B. durch einen schnellen und kostengünstigen Online-Vertrieb)?
∙ Mit welchen Werbemaßnahmen wollen Sie Ihre Kunden informieren?
UnternehmensorganisationGehen Sie hier auf das gesamte Team ein: Gesellschafter, Geschäftsführer, Mitarbeiter.
∙ Erläutern Sie, warum Sie sich mit diesem Vorhaben selbständig machen möchten.
∙ Wer hat welche Ausbildung und Erfahrung?
∙ Unterscheiden Sie zwischen Ihren fachlichen Qualifikationen (Ausbildung, Berufserfahrung usw.) und Ihren unternehmerischen Qualifikationen (kaufmännisches Know-how, Führungserfahrung, Kommunikationsfähigkeit usw.).
∙ Machen Sie deutlich: Wer übernimmt welche Rollen?
∙ Erstellen Sie, wenn nötig, ein Organigramm. Vollständige Lebensläufe sollten im Anhang beiliegen.
RechtsformBevor Sie sich für eine Rechtsform entscheiden, sollten Sie eine Reihe von Fragen klären:
∙ Wie viele Personen sollen Verantwortung übernehmen?
∙ Wollen Sie möglichst ohne viele Formalitäten starten?
∙ Wollen Sie die Haftung beschränken?
∙ Wollen Sie eine Rechtsform, die ein möglichst positives Image bietet?
∙ Wollen Sie eine Rechtsform, die eine möglichst einfache Buchführung verlangt?
∙ Wollen Sie eine Rechtsform, die einen möglichst geringen Kapitaleinsatz verlangt?
OrganisationErkundigen Sie sich über die verschiedenen Organisationsformen. Neben der streng gegliederten linearen Organisation gibt es z.B. auch projektbezogene Organisationsformen, bei denen die Verantwortung bei den jeweiligen Projektleitern liegt.
Mitarbeiter/-innen∙ Begründen Sie die Auswahl Ihrer Mitarbeiter (Anzahl, Qualifikationen).
∙ Denken Sie bei Ihrer Mitarbeiterplanung auch über den Start hinaus. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden zunehmend zum entscheidenden Faktor im Wettbewerb. Planen Sie immer mindestens drei Jahre im Voraus. Nur die Unternehmen werden sich dauerhaft einen Wettbewerbsvorsprung verschaffen, die über qualifiziertes und motiviertes Personal verfügen.
Chancen / RisikenViele Banker können mit Risiken leben, wenn sie den Eindruck haben, der Gründer geht verantwortungsbewusst damit um.
∙ Machen Sie hier unbedingt Worst-Case und Best-Case-Betrachtungen. Überlegen Sie genau: Unter welchen Bedingungen „funktioniert“ Ihr Konzept nicht mehr?
∙ Wie können Sie dann reagieren (z.B. Kosten reduzieren, Angebote verändern, neue Absatzmärkte suchen)?
∙ Bewerten Sie die Wahrscheinlichkeit der aufgezeigten Chancen und Risiken.
∙ Begründen Sie Ihre Annahmen mit recherchierten und belegbaren Fakten und Zahlen von Kammern, Banken, Branchenverbänden usw.
FinanzierungDie Finanzierung ist oft der schwierigste Teil des Businessplans. Da es sich hier weitestgehend um Schätzungen handelt, sollten Sie Ihre Zahlen plausibel darstellen und mit entsprechenden Unterlagen belegen. Beizufügen sind:
∙ Kapitalbedarfsplan
∙ Finanzierungsplan
∙ Liquiditätsplan
∙ Ertragsvorschau/Rentabilitätsrechnung
∙ Kapitalbedarfsplan
Der Kapitalbedarfsplan zeigt Ihnen, wie viel Kapital Sie für welche Posten brauchen.
∙ Kalkulieren Sie über mindestens sechs Monate.
∙ Berücksichtigen Sie auch eine Reserve für unvorhergesehene Ausgaben und für die Kosten der privaten Lebensführung.
∙ Denken Sie auch an die unterschiedlichen Laufzeiten der Fremdfinanzierungsmittel. Wenn die tilgungsfreie Zeit vorbei ist, kommt u.U. eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung auf Sie zu.
FinanzierungsplanEigenkapitalDie Banken erwarten in der Regel, dass Sie sich als Kreditnehmer auch mit eigenen finanziellen Mitteln beteiligen. Geben Sie hier die Höhe des Eigenkapitals an, das Sie in das Unternehmen einbringen werden.
FremdkapitalEinen Teil des Kapitalbedarfs werden Sie sicherlich nicht selbst decken können.
∙ Welchen Investitionsanteil müssten Sie z.B. durch einen Kredit abdecken?
∙ Welche öffentlichen Förderprogramme kommen für Sie infrage?
∙ Die Laufzeiten von Bankkrediten oder öffentlichen Fördermitteln sollten dabei mit dem von Ihnen aufgezeigten Liquiditätsbedarf korrespondieren.
LiquiditätsplanEine fundierte Liquiditätsvorschau zeigt Ihre Zahlungsfähigkeit für einen bestimmten Zeitraum an.
∙ Stellen Sie die zu erwartenden Einnahmen den
∙ Ausgaben für die ersten drei Jahre gegenüber.
∙ Wenn Sie nach Zahlen für erwartete Umsätze suchen: Kammern, Verbände, Banken und Sparkassen können Ihnen hier mit Branchenwerten helfen.
∙ Legen Sie Branchendaten zur Zahlungsmoral Ihrer Kunden vor und erklären Sie, wie Sie z. B. lange Zahlungsfristen überbrücken können.
∙ Erklären Sie, wie lange es dauern wird, bis Sie tatsächlich „schwarze Zahlen“ schreiben werden, und wie Sie die Zeit bis dahin finanziell überstehen können.
Ertragsvorschau / RentabilitätsrechnungDie Ertragsvorschau/Rentabilitätsrechnung zeigt, ob sich Ihr Vorhaben lohnt.
∙ Werden Ihre Umsätze höher sein als Ihre Kosten?
∙ Zeigen Sie, welche Umsätze Sie mit welchem Produkt oder welcher Dienstleistung bei welchen Kunden machen.
∙ Die Zahlen müssen – auch wenn es sich um Schätzungen handelt – nachvollziehbar sein.
∙ Wenn Sie nach Zahlen für erwartete Umsätze suchen: Kammern, Verbände, Banken und Sparkassen können Ihnen hier mit Branchenwerten helfen. Erläutern Sie auch, welche Maßnahmen Sie planen, wenn ein geringer bis gar kein Umsatz erzielt wird.
FazitDas sieht nach viel Arbeit aus? Stimmt. Eine sorgfältige Vorbereitung ist der halbe Unternehmensgewinn. Über 60 Prozent aller Existenz- und Unternehmensgründer verabschieden sich meist deshalb ganz schnell wieder vom Markt, weil sie sich nicht intensiv genug vorbereitet haben.
Roland Börck