Diese Businessplan-Fehler sind vermeidbar
Bei der Erstellung des eigenen Businessplans werden häufig eine ganze Reihe von Fehlern eingebaut, die sich vermeiden lassen. Ob solche Pläne den IHK`s, Banken, Investoren oder uns vorgelegt werden, es gibt sehr viele Ähnlichkeiten in der Fehlergestaltung.
Fehlervermeidung durch Prüfen Bild: Rolf von Melis / pixelio.deFalscher ZeitpunktEs beginnt zumeist bereits damit, dass sich ein Termin für die Umsetzung der Geschäftsidee ausgedacht wird, ohne vorher einen Zeitplan zu erstellen mit einer Aufgabenliste. Daraus würde nämlich hervorgehen, wie viel Zeit für die ganze Vorbereitung tatsächlich erforderlich ist – und daraus ergibt sich der frühestmögliche Startzeitpunkt. Aber wie beim Bau eines Hauses gilt auch hier: Es wird länger dauern als geplant, also einen Zeitpuffer einbauen. Das Einsetzen der 36 Kalender-Monate im Businessplan ergibt sich aus der Zeitplanung.
Vor dem Banktermin bereits gestartetWas viele Gründer und Unternehmer nicht wissen, viele Fördermittel müssen vor dem Beginn einer unternehmerischen Tätigkeit beantragt werden. Laufen bereits die Vorbereitungen für den Start und es wird erst jetzt der Weg zu einer Hausbank beschritten, ist der Anspruch auf eine mögliche Förderung bereits erloschen. Das ist teuer, denn Fördermittel sollten in jedem Fall in Anspruch genommen werden, auch wenn Eigenmittel vorhanden sind. Preiswerter kommen Sie so schnell nicht wieder an Eigenkapital.
Aus der Ich-Position heraus konzeptioniertWenn Sie Ihr Geschäftskonzept erstellen, sollten Sie Ihren persönlichen Geschmack an hinterer Stelle positionieren. Für alle Bestandteile Ihrer Konzeption hat im Vordergrund zu stehen, was Ihren zukünftigen Kunden gefällt. Und zwar in erster Linie gefühlt, nicht gedacht. Die meisten Entscheidungen treffen Menschen aus dem Bauch, nicht mit dem Verstand. Farben, Materialien, Schriften, Bilder, Textgestaltung – was Sie gerne mögen, darf nicht an erster Stelle stehen. Deshalb ist es sehr hilfreich bei der Auswahl, Freunde, Bekannte oder unabhängige Fachleute hinzuzuziehen, damit keine gravierenden Fehlentscheidungen getroffen werden. Dies gilt auch für die textlichen wie kalkulatorischen Inhalte des Businessplans.
Text und Kalkulation stimmen nicht übereinSehr häufig wird einfach drauflos geschrieben, bis alle Positionen ausgefüllt sind. Anschließend wird sich der gesamte Block mit den Zahlen vorgenommen, völlig losgelöst vom bereits bestehenden Text. Daraus ergibt sich dann beim Lesen und Nachrechnen, dass die inhaltliche Konzeption nicht mit den errechneten Ergebnissen der Finanzplanung übereinstimmt. Es kann sogar der Eindruck aufkommen, dass es um zwei verschiedene Unternehmen geht.
An dieser Stelle brechen Banken und Investoren das Studieren des Konzeptes spätestens ab, weil damit annonciert wird, dass die komplette Konzeption in sich nicht logisch und schlüssig aufgebaut ist. Daraus ergibt sich als Schlussfolgerung, wenn schon der Businessplan unstimmig ist, wie wird es dann erst im laufenden Geschäftsbetrieb sein.
Umsatz wird nur über den Daumen gepeiltAuch wenn sämtliche Zahlen nur eine geschätzte Annahme für die Zukunft darstellen, so muss dennoch eine Kalkulation zugrunde liegen. Und das bedeutet in der Umsatzplanung, dass die Zahlen sorgfältig zu ermitteln sind, in der Anfangszeit Tag für Tag, Monat für Monat. Das ist nicht nur die Voraussetzung für eine erfolgreiche Verhandlung mit einer Bank oder einem Investor, sondern schützt Sie vor einer fatalen Fehleinschätzung Ihrer Geschäftsidee.
Der Kapitalbedarf wird zu knapp kalkuliertAuch hier wird sehr gerne einfach grob geschätzt, was die anzuschaffenden Waren oder Gegenstände für den Start so kosten. Eine genaue Ermittlung jeder einzelnen Einkaufs-Position ergibt den genauen Kapitalbedarf bei Dingen, die Sie anfassen können. Gespart wird fast immer im unsichtbaren Sektor, dem Marketing-Budget und der Liquiditätsreserve. Diese zwei ganz wichtigen Positionen entscheiden darüber, ob Ihre Unternehmung zu den gewünschten Umsätzen kommt und ob eine ausreichende Finanz-Reserve auf dem Konto zur Verfügung steht, wenn es nicht so läuft, wie geplant.
Der Businessplan kann nicht sprechenWas im Bereich Absatzwirtschaft das Dialogmarketing ist, gilt auch für den Businessplan: Er muss sich selbst erklären. Sie als Initiator wissen zwar alles, was gemeint ist oder gar nicht erst eingefügt wurde, aber nicht derjenige, der Ihr Konzept auf den Schreibtisch bekommt. Für die anstehenden Verhandlungen mit einer Bank ist zu wissen, dass dort nicht der Firmenkundenberater alleine entscheidet, ob Sie das gewünschte Darlehen erhalten. Denn nach dem Erstgespräch wird Ihr Konzept in die Analytik-Abteilung weitergegeben zur Prüfung. Diesen Analysten werden Sie nie kennenlernen, somit können Sie auch nicht seine eventuellen Fragen beantworten. Deshalb ist der Businessplan so zu gestalten, dass er sich selbst erklärt.
Keine Erläuterungen zur FinanzplanungDiese Rubrik finden Sie in keiner Bedienungsanleitung zur Erstellung eines Businessplans, folglich findet dieser Teil auch kaum Einzug in ein Konzept. Anhand von zwei Beispielen wird es deutlich, was damit gemeint ist. Wenn Sie aufgrund saisonaler Umstände in einem oder mehreren Monaten erheblich niedrigerer Umsätze planen, so fragt sich der Leser ohne eine Erklärung dieser abweichenden Zahlen, was ist denn in diesen Monaten los. Oder Sie planen eine Steigerungsrate in der Umsatzplanung für das 3. Geschäftsjahr ein, die erheblich von der Differenz 1. Geschäftsjahr zum 2. Geschäftsjahr abweicht. Das muss erklärt werden, wie jede andere Abweichung auch.
Ein zu gutes BetriebsergebnisWenn Sie eine tolle Geschäftsidee haben, die sehr rentabel ist, voraussichtlich genügend Abnehmer durch Ihr Marketingkonzept gewinnen werden, dann dürften die Jahresergebnisse sehr erfreulich ausfallen. Daraus könnte hervorgehen, dass Sie bereits im ersten Geschäftsjahr die Gewinnzone erreichen mit vielleicht sogar sehr schwarzen Zahlen. Auch wenn dies absolut realistisch geplant und errechnet worden ist, so könnte es zu einem erheblichen Stirnrunzeln bei der Bank oder einem Investor führen. Mögliche Geldgeber beschreiben solch eine Aufstellung so: „Da hat sich jemand reich gerechnet“. Besser ist es, die Umsätze so weit nach unten zu korrigieren, bis das Betriebsergebnis realistisch aussieht.
Fehlender FinanzierungsvorschlagEin nicht einfaches Thema ist das Kapitel Finanzierung. In jedem Fall sollten Sie sich vor den Verhandlungen darüber kundig machen, welche Möglichkeiten der Finanzierung Ihnen überhaupt zur Verfügung stehen – einschließlich der Fördermittel. Denn ohne solche Fachinformationen sind Sie der Bank ausgeliefert.
Der Einbau einer Finanzierung in die Liquiditätsplanung hat eine sofortige Auswirkung auf Ihren Kostenapparat, denn wenn eine Tilgungsaussetzung in den Anfangsjahren eingefügt ist, erhöht sich automatisch Ihre Liquidität, somit brauchen Sie vielleicht ein geringeres Startkapital. So sehr Banken einem Finanzierungsvorschlag offen gegenüber stehen, meist sogar erwarten, so klar wird mit dem Einbau von Fördermitteln, dass die Marge für die Bank geringer wird. Denn an Hauskrediten verdient jede Hausbank mehr, als an Förderkrediten. Deshalb ist bei der Wahl der Hausbank darauf zu achten, dass sie förderfreundlich aufgestellt ist.
Roland Börck