Die Erläuterungen in der Finanzplanung verhelfen zum besseren Verstehen
Sind bis auf die Zusammenfassung alle Texte im Businessplan geschrieben, sämtliche Zahlen in der Kalkulation ermittelt worden, dann gilt es nun die vorletzte Seite des Businessplans zu erstellen: Die Erläuterungen zur Finanzplanung. Sie kennen diese Seite gar nicht? Dann geht es Ihnen so, wie den meisten Firmenkundenbetreuern in den Banken, die staunen ebenfalls, wenn sie das lesen.
Bevor Fragen gestellt werden, gibt es die Antworten Bild: Gerd Altmann/dezignus.com / pixelio.deBeantworte Fragen, bevor sie überhaupt gestellt werdenFalls Sie noch nie Bankverhandlungen mit einem Geschäftskonzept geführt haben, dann sollten Sie zunächst wissen, dass es beim Erstgespräch meist zu keinem positiven Entscheid kommt – nur eine klare Absage ist möglich, wenn das eingereichte Konzept nicht den Anforderungen des möglichen Investors entspricht. Denn grundsätzlich gilt für Investoren und vor allem Banken, dass es ein 4-Augen-Prinzip gibt. Damit es zu möglichen Fehlentscheidungen bei einer zu schnellen Beurteilung des Geschäftskonzeptes nicht kommen kann, wird immer ein Analyst zur Bewertung hinzugezogen.
Die Menschen, die Sie nie kennenlernenIn der Analytik-Abteilung sitzen sehr erfahrene Spezialisten, die jeden Tag neue Businesspläne auf den Tisch bekommen und damit sehr routiniert umgehen. Diese Menschen erhalten Ihr Konzept mit Begleitnotizen Ihres Verhandlungspartners und sollen sich nun ein eigenes Bild von Ihrer Konzeption machen. Das bedeutet, Sie können jetzt nichts mehr erklären, weil Sie gar nicht mehr dabei sind.
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, dass Ihr Businessplan sich selbst erklären muss und möglichst keine Fragen aufwerfen sollte. Denn wird dort eine Frage nach der anderen notiert, können Sie davon ausgehen, dass der Aufbau nicht schlüssig genug ist und es somit noch mehrere Gesprächsrunden geben wird. Damit würden sich die Verhandlungen hinziehen und Sie dürfen Ihre Zeitplanung mit dem geplanten Start überarbeiten.
Die zu beantwortenden FragenJede deutliche Abweichung in der Kalkulation sowie in der Planung ist zu erklären, damit nachvollzogen werden kann, weshalb diese Abweichung eingesetzt worden ist. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen. Nehmen wir ein neues Unternehmen aus dem Einzelhandel mit den Umsatzzahlen für das erste Geschäftsjahr:
Monat 1: 7.500.-
Monat 2: 8.250.-
Monat 3: 4.500.-
Monat 4: 4.500.-
Monat 5: 7.250.-
Monat 6: 8.750.-
Monat 7: 9.500.-
Monat 8: 11.250.-
Monat 9: 6.750.-
Monat 10: 7.500.-
Monat 11: 8.250.-
Monat 12: 9.500.-
Könnten Sie jetzt diese „komische“ Umsatzentwicklung ohne Erläuterungen verstehen? Eben, die kann kein Mensch nachvollziehen, außer demjenigen, der sie erstellt hat. Würde jetzt im Businessplan vor der Liquiditätsplanung nicht diese Erläuterungen eingefügt sein, würde jeder Analyst notieren, „Umsatzplanung nicht schlüssig aufgebaut“.
Dies gilt für jede andere Zahl im Businessplan ebenfalls, die von einer natürlichen oder logischen Norm stark abweicht. Deshalb ist diese Seite so hilfreich, weil sie die Fragen bereits beantwortet, bevor sie überhaupt gestellt werden.
Und so lautet die Auflösung der Umsatzzahlen:Monat 1 mit 7.500.- ist der Mai: ganz normaler Geschäftsbetrieb im Einzelhandel
Monat 2 mit 8.250.- ist der Juni: mit moderaten Steigerungen
Monat 3 mit 4.500.- ist der Juli: erster Ferienmonat, die Umsätze gehen zurück
Monat 4 mit 4.500.- ist der August: zweiter Ferienmonat, die Umsätze bleiben unten
Monat 5 mit 7.250.- ist der September: die Umsätze aus Monat 2 werden fast erreicht
Monat 6 mit 8.750.- ist der Oktober: erstmals werden neue Höchstumsätze erzielt
Monat 7 mit 9.500.- ist der November: das Weihnachtsgeschäft läuft an
Monat 8 mit 11.250.- ist der Dezember: Jahresendgeschäft mit neuer Höchstmarke
Monat 9 mit 6.750.- ist der Januar: es geht ruhig los
Monat 10 mit 7.500.- ist der Februar: mit einer Steigerung zum Januar
Monat 11 mit 8.250.- ist der März: ebenfalls mit einer Steigerung
Monat 12 mit 9.500.- ist der April: eine weitere Steigerung
Es sind somit die abweichenden Monate zu erklären, schon ergibt die Umsatzplanung einen Sinn und der gesuchte Investor muss nicht nachfragen.
Roland Börck